Der Gender-Pay-Gap 2024 sinkt weiter, ist aber nach wie vor im EU-Vergleich auf einem hohen Niveau. So lassen sich die neuesten Erkenntnisse der kununu Gehaltsanalyse zusammenfassen. Ausgewertet wurden dafür mehr als 2,4 Millionen Gehaltsangaben über alle Branchen hinweg. Das Ergebnis: Noch immer verdienen Frauen im Schnitt 15 Prozent weniger.
Die Zahlen zeigen aber nicht nur einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Ein Blick auf die einzelnen Facetten der Studie zum Gender-Pay-Gap 2024 offenbart auch teils drastische Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen, zudem ist das geschlechtsspezifische Lohngefälle im Osten kleiner als im Westen. Auch wenn die Zahl zum Gender-Pay-Gap 2023 sukzessive sinkt – den meisten Arbeitnehmer:innen ist der Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau gar nicht erst bekannt. Nur gut jede:r Dritte (36 Prozent) kennt den Begriff und weiß, was dahintersteckt.
Gender-Pay-Gap 2024 beträgt 15 Prozent
Ein Blick auf die auf der Arbeitgeberbewertungsplattform veröffentlichten Gehälter von mehr als 2,4 Millionen Menschen zeigt, dass Frauen 2024 nach wie vor deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Pendants. Die Basis liefern die folgenden Durchschnittsgehälter:
- Durchschnittsgehalt von Männern 2024: 52.275 Euro
- Durchschnittsgehalt von Frauen 2024: 44.477 Euro
Dieser absolute Unterschied von 7.798 Euro entspricht einem Gender-Pay-Gap im Jahr 2025 von etwa 15 Prozent.
Gehaltslücke zwischen Mann und Frau sinkt Jahr für Jahr
Ein Blick auf vergangene Gehaltsanalysen offenbart einen sinkenden Gehaltsunterschied beider Geschlechter:
- 2020: 19 Prozent
- 2021: 18 Prozent
- 2022: 18 Prozent
- 2023: 17 Prozent
- 2024: 15 Prozent
Die durchschnittlichen Gehälter von Frauen sind in den letzten vier Jahren also stärker gestiegen als die von Männern – von 40.361 Euro über 42.218 Euro und 43.058 Euro auf den aktuellen Wert von 44.477 Euro. Nach wie vor ist die Gehaltsdiskrepanz allerdings hoch, auch im internationalen Vergleich.
Im EU-Vergleich weit zurück
Nicht nur in Deutschland wurde der Gender-Pay-Gap 2024 erhoben. Das Statistische Bundesamt setzt den Gehaltsunterschied beider Geschlechter in Relation zu anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.
Die Zahlen aus dem Jahr 2023 weisen Deutschland auf Platz 5 der EU-Länder mit dem höchsten Gender-Pay-Gap aus, auch nach neuesten Erkenntnissen liegt die deutsche Gehaltslücke noch deutlich über dem EU-weiten Durchschnitt von rund zwölf Prozent.
Frauen im Osten liegen näher am Verdienst ihrer männlichen Kollegen als im Westen
Aus der Auswertung der Gehaltsangaben der Arbeitnehmer:innen auf kununu gehen weitere spannende Erkenntnisse hervor. So verdienen Frauen im Osten der Republik zwar absolut weniger als im Westen (37.260 Euro zu 43.445 Euro), im Vergleich mit ihren männlichen Kollegen ist der Gender-Pay-Gap aber niedriger.
In den ostdeutschen Bundesstaaten liegt der Gender-Pay-Gap bei etwa 13 Prozent, während die Lücke im Westen bei knapp 17 Prozent liegt. Geht es nach der Hans-Böckler-Stiftung, liegt die Ursache für diese Diskrepanz darin, dass die Menschen im Osten Deutschlands grundsätzlich weniger verdienen – und es so „im Osten häufig schlicht nicht möglich [ist], das Haushaltseinkommen hauptsächlich aus dem Gehalt des Mannes zu bestreiten“.
Gender-Pay-Gap 2024: Große Unterschiede zwischen den Branchen
Zudem ist der Gender-Pay-Gap auch 2025 nicht in jeder Branche gleich hoch. Die unrühmlichen Spitzenplätze mit dem höchsten Gehaltsunterschied zwischen Mann und Frau gehen an sehr klassische Wirtschaftszweige:
- Finanzen: 24 Prozent
- Telekommunikation: 23 Prozent
- Medizin & Pharma: 20 Prozent
- Versicherung: 20 Prozent
- Beratung & Consulting: 19 Prozent
Am anderen Ende der Spanne stehen die Bereiche, in denen Frauen gute Chancen haben, gleich wie Männer bezahlt zu werden. Allerdings gilt auch hier: Es gibt eine Lücke – die Erhebung zeigt keine einzige Branche, in der das Gehaltspendel ausgeglichen ist oder in Richtung des weiblichen Geschlechts ausschlägt.
- Personalwesen & -beschaffung: fünf Prozent
- Transport, Verkehr & Logistik: fünf Prozent
- Öffentliche Verwaltung: acht Prozent
- Tourismus / Hotel & Beherbergung / Marketing, Werbung & PR / Druck & Verpackung: alle neun Prozent
Je größer die Berufserfahrung, desto größer die Lohnlücke
Doch nicht zwischen Ost und West sowie innerhalb der Branchen zeigen die Zahlen teils erhebliche Unterschiede. Auch im Hinblick auf die Berufserfahrung unterscheidet sich der Gender-Pay-Gap 2025. Quer durch alle Zweige lässt sich als „Faustregel“ festhalten: Je mehr Jahre Mitarbeiter*innen in ihrem Berufsleben angehäuft haben, desto weiter driften die Gehälter der beiden Geschlechter auseinander.
Dieses Phänomen lässt sich vor allem in den Branchen beobachten, die originär große Verdienstpotenziale bieten. Die größte prozentuale Differenz weisen Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer*innen (+ 17 Prozentpunkte), der Finanzsektor (zehn) und die IT-Branche (neun) auf.
Grundlage bildet der Vergleich zwischen Gehältern von Angestellten mit null bis drei Jahren Berufserfahrung und jenen mit sechs bis zehn Jahren. Der Unterschied über alle Branchen hinweg liegt bei 4,25 Prozentpunkten.
Es gibt hier auch Ausnahmen von der Regel. In einigen Wirtschaftszweigen haben Frauen mit zunehmender Berufserfahrung die Chance, sich gehaltstechnisch ihren Kollegen anzunähern:
- Chemie: -1,5 Prozentpunkte (von 8,2 auf 6,7)
- Immobilien: -0,4 Prozentpunkte (von 10,3 auf 9,8)
Im Handwerk (+ 0,5 Prozent), der Industrie (+ 0,7), Telekommunikation (+0,5) und in den Bereichen Transport, Verkehr und Logistik (+0,5) sind die Unterschiede zudem nur marginal.
Auch das Alter spielt eine Rolle beim Gender-Pay-Gap 2024
Eine DIW-Studie bringt einen weiteren interessanten Aspekt in die Diskussion rund um den Gender-Pay-Gap, der ähnlich wie die Berufserfahrung mit dem Faktor Zeit zu tun hat: das Alter der Mitarbeiter*innen. So errechnet die Erhebung einen zunehmend steigenden Gender-Pay-Gap je nach Alter der Befragten – bei Menschen zwischen 25 und 29 Jahren mit Hochschulabschluss liegt er etwa bei zehn Prozent, bei den 55- bis 60-Jährigen bereits bei 28 Prozent.
Das gleiche Bild ergibt auch die Auswertung der Angestellten mit Abitur und respektive oder Ausbildung. Hier steigt die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern von neun über 16 bis auf 20 Prozent in der höchsten Altersstufe an.
Spannend ist der Blick auf die Berufsgruppe ohne Abitur und Ausbildung: Hier steigt der Gender-Pay-Gap erst von zwölf Prozent bei den 25- bis 29-Jährigen auf 22 Prozent bei den 40- bis 44-Jährigen an – um dann wieder auf 18 Prozent zu fallen.
Noch viel Luft nach oben in der Lücke
Egal, ob Bundesland, Alter, Branche oder Bildungsabschluss: Die Zahlen zum Gender-Pay-Gap 2024 sind teils drastisch anders, sobald eine detaillierte Analyse erfolgt. Alle haben aber eines gemein: Ausnahmslos immer verdienen Frauen weniger als Männer. Im vergangenen Wahlkampf zur deutschen Bundestagswahl war das Thema laut einer weiteren kununu Studie unterrepräsentiert – 37 Prozent hätten sich mehr Diskussion darüber gewünscht.
Ob das Thema in der neuen Bundesregierung einen größeren Stellenwert einnimmt wie bisher und wie sich der Gender-Pay-Gap nach 2025 weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Der Trend zeigt in die richtige Richtung, noch klafft aber jede Menge Luft nach oben in der Gehaltslücke.