Hintergrundwissen

Demografischer Wandel im Unternehmen

Chance statt Krise: So profitieren Arbeitgeber:innen vom Generationenumbruch 

Die Zusammensetzung unserer Gesellschaft verändert sich laufend, was die Wirtschaft vor große Herausforderungen stellt. Wir zeigen, mit welchen Maßnahmen sich demografischer Wandel im Unternehmen am effektivsten managen lässt.  

Unsere Gesellschaft überaltert zusehends. Die Geburtenrate ist seit Jahrzehnten auf Talfahrt, der Bedarf an Arbeitskräften bleibt allerdings ungebremst hoch. Daraus ergeben sich besonders für Klein- und Mittelbetriebe oftmals existenzbedrohende Probleme. Dass demografischer Wandel im Unternehmen Arbeitgebergeber:innen zu Maßnahmen zwingt, ist klar. Wie diese Maßnahmen am besten aussehen sollten, um möglichst gute Erfolgsaussichten zu garantieren, wissen allerdings die wenigsten.  

Was versteht man eigentlich unter demografischem Wandel? 

Der Begriff „demografischer Wandel“ setzt sich aus den Worten „Demografie“ und „Wandel“ zusammen. Demografie leitet sich aus dem Griechischen ab: „demos“ bedeutet Volk, und „graphein“ bedeutet schreiben oder beschreiben. Demografie ist also die wissenschaftliche Untersuchung der Bevölkerung in Bezug auf ihre Struktur, Entwicklung und Verteilung. Typische demografische Faktoren sind zum Beispiel Alter, Geschlecht, Geburtenrate, Sterberate und Migration. Diese Daten geben Aufschluss darüber, wie sich eine Gesellschaft zusammensetzt und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert. Wandel steht für Veränderung oder Entwicklung. In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff auf die langfristigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung. 

Zusammengefasst beschreibt der demografische Wandel also die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und bezieht sich auf die Art und Weise, wie sich eine Gesellschaft in Bezug auf Alter, Geburtenrate, Migration und andere Faktoren entwickelt und verändert. 

Wie lässt sich der demografische Wandel abbilden? 

Die gängigsten Kennzahlen zur Darstellung der Bevölkerungsstruktur sind die Geburten- und die Sterberate sowie die Alters- und die Migrationsstruktur. Als die beiden wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte lassen sich folgende Entwicklungen identifizieren: 

  • Rückgang der Geburtenrate 
  • Anstieg der Lebenserwartung 

Zu beobachten sind diese Trends in beinahe allen europäischen Ländern – mit Ausnahme von Luxemburg und Irland. Auch in China und Japan gestaltet sich der demografische Wandel ähnlich. Wir haben es dabei nicht mit Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit zu tun, sondern mit langwierigen, schleichenden Dynamiken, deren Anfänge teils sogar in den 1970er-Jahren liegen. 

Ursachen und Folgen des demografischen Wandels 

Der aktuell vorherrschende demografische Wandel ist mittlerweile seit Jahrzehnten zu beobachten, entsprechend gut erforscht und begleitet wurde bzw. wird er vonseiten der Wissenschaft. Expert:innen haben unter anderem folgende Ursachen identifiziert: 

Gründe für den Rückgang der Geburtenrate 

  • Veränderter Lebensstil (andere Gewichtung persönlicher Prioritäten, mehr Singles) 
  • Emanzipation 
  • Anti-Baby-Pille 
  • Schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf – zu wenig Betreuungsangebote für Kinder 
  • Zunahme alternativer Lebensformen 
  • Weniger Ehen, mehr Scheidungen, mehr kurzfristig-unverbindliche Partnerschaften 
  • Kinder sind zur sozialen Absicherung nicht mehr nötig 

Dass wir als Bevölkerung im Durchschnitt immer älter werden, spielt ebenfalls eine große Rolle. Die wichtigsten Faktoren: 

  • Bessere medizinische Versorgung 
  • Höhere Hygienestandards 
  • Bessere Lebensverhältnisse 
  • Gestiegener Wohlstand 
  • Gesündere Ernährung 

All diese Dynamiken befeuern gemeinsam den schon beschriebenen demografischen Wandel. Die dadurch entstehenden zentralen Herausforderungen: 

  • Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung 
  • Sinkende Bevölkerungszahlen (Sterberate liegt über der Geburtenrate) 
  • Höhere Kosten für Pflege und medizinische Versorgung älterer Menschen 
  • Belastung des Sozialstaats und Diskussionen rund um dessen vermeintliches Scheitern 

Demografischer Wandel im Unternehmen: Auswirkungen

Die im vorangegangenen Abschnitt behandelten Umwälzungen sind unterm Strich eine große Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Welche Auswirkungen demografischer Wandel im Unternehmen im Speziellen hat, wurde dabei noch gar nicht beleuchtet. Kurz gesagt: Die Herausforderungen sind erheblich. 

  • Aufgrund der sinkenden Geburtenrate sind immer weniger junge Arbeitskräfte verfügbar. 
  • Dieser Umstand führt mit der Zeit zum Entstehen eines enormen Arbeits- und Fachkräftemangels. 
  • Dadurch bildet sich wiederum ein verstärkter Wettbewerb um die noch verfügbaren Arbeitskräfte heraus, den besonders KMUs spüren. 

Klein- und Mittelunternehmen sind den Big Players in puncto „Rekrutierung von Fachkräften“ ohnehin bereits häufig unterlegen. Die dargestellten Dynamiken verstärken die Ungleichheit und lassen die Schere weiter auseinandergehen. Wie KMUs und Co. den demografischen Wandel im Unternehmen managen können, erklärt der nächste Abschnitt. 

Auswirkungen des demografischen Wandels abfedern: Strategien für Unternehmen 

Um angesichts der gesellschaftlichen Umwälzungen nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten, sollten Unternehmen bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen folgende Punkte beherzigen oder sich zumindest im Vorfeld damit beschäftigen: 

Employer Branding:  Unternehmen müssen eine eigene Marke aufbauen, die es ihnen erlaubt, sich im Wettlauf um Auszubildende und qualifizierte Fachkräfte als attraktive Arbeitgeber:innen zu positionieren. Ziel ist, sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu sichern. Gelingen kann das zum Beispiel durch  

  • ein überdurchschnittlich hohes Gehalt 
  • ein ansprechendes Arbeitsumfeld  
  • oder flexible Arbeitszeitmodelle. 

Ein kununu Employer Branding Profil bietet Unternehmen hierbei eine authentische Bühne, um Talente von ihren Vorzügen zu überzeugen.  

Personalpolitik:  Auf der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen ist es ratsam, ebenso neue Wege einzuschlagen. So kann etwa die Ansprache bisher vernachlässigter Zielgruppen zufriedenstellende Ergebnisse liefern. Das alles funktioniert aber nur dann, wenn die Personalpolitik entsprechend angepasst und familienfreundlicher gestaltet wird. Auch die gezielte Ansprache von Fachkräften aus dem Ausland fällt unter diesen Punkt. 

Diversity Management:  Maßnahmen zur Steigerung der Vielfalt und der Toleranz am Arbeitsplatz sind besonders für junge Arbeitnehmer:innen interessant. 

Zusammenspiel der Generationen:  Um ein entspanntes und angenehmes Arbeitsklima zu schaffen, ist ein gutes Konfliktmanagement von zentraler Bedeutung. Besonders Generationenkonflikte sollten vermieden werden. Zusätzlich macht eine harmonische Zusammenarbeit den Wissenstransfer von erfahrenen Mitarbeiter:innen an die neue Generation deutlich einfacher. 

Status verdienter Mitarbeiter:innen:  Wer langgedienten Mitarbeiter:innen der Verbleib im Unternehmen schmackhaft macht, kann die Auswirkungen des demografischen Wandels abschwächen. Fortbildungsangebote für ältere Teammitglieder oder eine altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes tragen zum Beispiel zu einem entsprechenden Klima der Wertschätzung bei. Ein betriebliches Gesundheitsmanagement sorgt für eine gute Fitness quer durch die Belegschaft. 

Die hier vorgestellten Maßnahmen können ihre volle Wirkung ausschließlich als Teil eines stimmigen Gesamtkonzepts entfalten. Demografischer Wandel im Unternehmen stellt eine Herausforderung dar, die sich nur im Rahmen einer umfassenden Altersstruktur-Analyse und mithilfe eines strategischen Personalmanagements meistern lassen. 

Fazit: So wird der demografische Wandel von der Herausforderung zur Chance 

Wer mit seinem Unternehmen dem demografischen Wandel trotzen möchte, muss den richtigen Mix finden. Es reicht nicht aus, den Markt nach frischen Arbeitskräften zu scannen. Ebenso wichtig ist es, langjährigen Mitarbeiter:innen ihre verdiente Wertschätzung entgegenzubringen. Im Angesicht einer sich permanent verändernden Gesellschaft kann nur eine zwei- oder mehrgleisige Strategie das Bestehen sichern. Der Wissenstransfer von der alten zur neuen Generation ist dabei ebenso wichtig wie ein ständiges Up-to-date-Bleiben in Sachen Arbeitsklima und Mitarbeiter:innenführung. Was gestern noch funktionierte, ist für die heutige Generation vielleicht schon wieder veraltet.