Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Eltern noch immer eine tägliche Herausforderung. Eine aktuelle Studie von XING zeigt: Wer keine Perspektiven bietet, verliert engagierte Fachkräfte. Doch Unternehmen können viel tun, um berufstätige Eltern langfristig zu binden.
Beruf und Familie zu vereinen, klingt oft einfacher, als es im Alltag ist. Wenn zwischen Meetings und Kinderbetreuung kaum Raum für Weiterentwicklung bleibt, wird die Belastung schnell zum Dauerzustand. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in vielen Organisationen zwar ein erklärtes Ziel – doch wie steht es tatsächlich um Arbeitsbedingungen, Aufstiegschancen und Flexibilität für Eltern?
Eine repräsentative Online-Studie von forsa im Auftrag von XING liefert Antworten. Im Januar 2025 wurden 3.413 sozialversicherungspflichtige Erwerbstätige in Deutschland befragt – darunter zahlreiche Mütter und Väter mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Eltern sind häufiger wechselbereit, vor allem wenn Aufstiegschancen fehlen oder Flexibilität im Joballtag zu kurz kommt.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss gelebt werden
Nur 30 Prozent der Eltern planen, in den nächsten fünf Jahren bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben. Bei Kinderlosen liegt dieser Wert bei 43 Prozent. Die Gründe für einen möglichen Wechsel sind klar: fehlende Aufstiegsmöglichkeiten (34 Prozent), unbefriedigende Aufgaben (33 Prozent) und das Gefühl, in Teilzeit keine Karriere machen zu können.

Besonders der Wiedereinstieg nach der Elternzeit erweist sich für viele als Hürde. Mütter (und zunehmend auch Väter) berichten davon, nach ihrer Rückkehr kaum noch verantwortungsvolle oder interessante Aufgaben zu erhalten. Die Realität zeigt: Die Teilzeit ist für viele Beschäftigte mit Kindern noch immer eine versteckte Karrierebremse.
Gute Führung und Flexibilität stärken die Bindung
Eltern bleiben einem Unternehmen dann treu, wenn die Arbeitsbedingungen zur Lebensrealität passen. Laut Studie nennen:
- 50 Prozent eine gute Work-Life-Balance
- 33 Prozent eine wertschätzende Führungskraft
- 23 Prozent sinnvolle Weiterbildungsmöglichkeiten
Zudem ist Jobsicherheit (63 Prozent) für Eltern ein zentrales Kriterium, das stärker gewichtet wird als bei Beschäftigten ohne Kinder.

Wenn es Arbeitgeber:innen gelingt, Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht nur als Buzzword zu benutzen, sondern als strukturelles Prinzip umzusetzen, steigt die Loyalität deutlich. Die Rolle von Führungskräften ist entscheidend, wenn es darum geht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Unternehmenskultur zu verankern.
Roman Gaida, Manager und Autor des Buches „Working Dad“, betont in seinem Gastbeitrag für kununu: „Die Führungskraft ist es also, die durch ihre Einstellung darüber entscheidet, wie Elternzeit erlebt wird: planbar und freudvoll oder unvorhersehbar mit einer ordentlichen Portion Frust.“ Gaida unterstreicht, wie wichtig es ist, dass Vorgesetzte eine unterstützende Haltung einnehmen und offene Gespräche über Elternzeit und flexible Arbeitsmodelle fördern. Eine solche Haltung kann nicht nur das Betriebsklima verbessern, sondern auch die Bindung von Mitarbeitenden stärken.
Was Eltern beim Jobwechsel suchen
Geht es um einen neuen Arbeitgeber, zählt mehr als nur das Gehalt (70 Prozent). Besonders wichtig sind laut Studie:
- Flexible Arbeitszeiten (66 Prozent)
- Keine Wochenend- oder Feiertagsarbeit (56 Prozent)
- Unterstützung bei der Kinderbetreuung (40 Prozent)
- Homeoffice-Möglichkeiten (22 Prozent)
Auch Fragen wie „Was passiert mit meinem Elterngeld beim Jobwechsel?“ oder „Wie gelingt der Wiedereinstieg nach der Elternzeit?“ beschäftigen viele. Elternzeit und Jobwechsel schließen sich für viele nicht grundsätzlich aus – sie verlangen aber Planungssicherheit.
Was Bewerber:innen mit Kindern abschreckt
Zu den häufigsten Wechselhindernissen zählen laut Studie:
- Befristete Verträge (61 Prozent)
- Schlechte Führungskultur (47 Prozent)
- Ungünstiger Standort (46 Prozent)
Gerade in der Übergangsphase nach der Elternzeit oder bei Teilzeitlösungen ist Transparenz essenziell. Arbeitgeber, die hier überzeugen, gewinnen engagierte Fachkräfte – und stärken ihre Position im Wettbewerb.
Fazit: Familienfreundlichkeit braucht Struktur, nicht Symbole
Vereinbarkeit von Familie und Beruf entscheidet heute über Verbleib oder Wechsel. Eltern wollen keine Sonderrolle, aber klare Rahmenbedingungen: Flexibilität, Entwicklungsmöglichkeiten, faire Bezahlung. Wer das versteht und umsetzt, gewinnt nicht nur Talente – sondern auch Loyalität.
FAQ: Häufige Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Vereinbarkeit von Familie und Beruf bezeichnet die Möglichkeit, familiäre Aufgaben und berufliche Anforderungen so miteinander zu koordinieren, dass weder das eine noch das andere dauerhaft leidet – z. B. durch flexible Arbeitsmodelle oder unterstützende Angebote wie Kinderbetreuung.
Warum wechseln Eltern häufiger den Job?
Viele Eltern fühlen sich in ihrer beruflichen Entwicklung gebremst – sei es durch fehlende Aufstiegschancen in Teilzeit, mangelnde Flexibilität oder schlechte Führungskultur.
Was wünschen sich berufstätige Eltern vom Arbeitgeber:innen?
Höheres Gehalt, flexible Arbeitszeiten, keine Wochenendarbeit, Homeoffice-Möglichkeiten und strukturelle Unterstützung wie Kinderbetreuung.
Was schreckt Eltern bei der Jobsuche ab?
Befristete Verträge, schlechte Führung, fehlende Flexibilität oder keine Homeoffice-Option sind häufige Ausschlusskriterien.