Eine vielfältige Zusammensetzung Ihrer Mitarbeiter:innen bietet unzählige Vorteile – dafür müssen Sie aber erst eine diverse Belegschaft aufbauen und sie anschließend auch nutzen. Wir zeigen Ihnen, wie Diversity Management im Unternehmen gelingt.
Auch wenn es die aktuelle politische Entwicklung nicht zwingend vermuten lässt – viele Unternehmen senden in Bezug auf Vielfalt und Heterogenität in ihren Belegschaften positive Signale. Waren es 2015 erst 45 Prozent der Unternehmer:innen, die sich mit Thema Diversity Management in Deutschland beschäftigt hatten, sind es heute schon mehr als 70 Prozent an, sich nicht nur damit auseinanderzusetzen, sondern es auch aktiv in ihre Kultur zu integrieren. Die Möglichkeiten, wie das gelingt, sind vielfältig – in diesem Artikel zeigen wir Ihnen einige davon auf und warum es so wichtig ist, ein diverses Miteinander zu fördern.
Definition: Was ist Diversity Management?
Im Diversity Management fördern und nutzen Sie als Arbeitgeber:in die Vielfalt in Ihrem Unternehmen. Das Ziel ist es, unterschiedliche Perspektiven, Hintergründe und Fähigkeiten wertzuschätzen und zu integrieren, um langfristig davon zu profitieren. So soll ein inklusives Arbeitsumfeld, das Kreativität, Innovation und letztlich die Unternehmenskultur positiv beeinflusst, gefördert werden.
Diversity ist mehr als nur kulturelle Unterschiede
Wichtig dabei zu verstehen: „Diversity“ bezieht sich nicht nur etwa auf kulturelle Unterschiede – auch wenn das für 90 Prozent der deutschen Unternehmen das Schwerpunktthema im Diversity Management ist.
Es sind weit mehr Dimensionen, aus denen sich eine diverse Belegschaft zusammensetzt:
- Kultur und Ethnie
- Geschlecht und sexuelle Orientierung
- Alter und Generation
- Religion und Weltanschauung
- Bildung und soziale Herkunft
- physische und psychische Fähigkeiten
- familiärer Status und Lebensstil
Eine vielfältige Belegschaft ist dabei heutzutage keine Seltenheit mehr – was, wie die vorgestellten Zahlen zeigen, auch am Bewusstsein für dieses wichtige Thema liegt. Die Gründe für immer diversere Unternehmen sind aber auch sehr praktischer Natur, etwa durch eine vermehrte Migration, die veränderte Position der Frau im Berufsleben, die Zunahme der Bedeutung des Individuums, die Etablierung anderer Lebensstile und die zunehmende globale Vernetzung.
Andererseits gibt es auch viele subjektive Wahrnehmungsunterschiede. Zu diesen zählen zum Beispiel die religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Orientierung oder ein alternativer Lebensstil.
Eine solche Vielfalt an unterschiedlichen Angestellten und Individuen kann schnell zu Konflikten oder Diskriminierung führen. Das schränkt die Produktivität des Unternehmens langfristig ein. Richtig organisiert bringt eine vielfältige Belegschaft jedoch zahlreiche Vorteile mit sich. Das Diversity Management versucht dementsprechend, eine möglichst vielfältige Belegschaft zu schaffen, diese aber gut zu organisieren und Diskriminierungen möglichst zu verhindern.
Maßnahmen im Diversity Management im Unternehmen sind so vielfältig wie die Belegschaft selbst
Wie das am besten gelingt, ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Zwar gibt es konkrete und für die meisten Arbeitgeber:innen funktionierende Diversity-Management-Maßnahmen, letztlich muss jedes Unternehmen aber seinen eigenen Weg finden, wie es nicht nur eine diverse Belegschaft zusammenstellt, sondern diese Akzeptanz der Vielfalt auch in den Alltag und die Unternehmenskultur integriert.
Um eine optimale Nutzung von Diversität in Unternehmen zu gewährleisten, können Sie als Arbeitgeber:in oder HR-Verantwortliche:r etwa auf folgende Ansätze und Methoden im Diversity Management setzen:
- Mentoring-Programme
- Recruiting von möglichst vielen unterschiedlichen Mitarbeiter:innen
- Abbau von Sprachbarrieren, etwa durch das Angebot von Sprachkursen
- Verminderung von Stereotypen (etwa, dass Frauen schwach sind und keine schwere körperliche Arbeit verrichten)
- Awareness-Trainings, die ein Bewusstsein für die Bedeutung von Diversity im Unternehmen schaffen
- Sensibilisierung für das Erkennen von Diskriminierung
- Skill-Building-Trainings, die die Fähigkeiten vermitteln, die in einer vielfältigen Belegschaft benötigt werden (etwa Offenheit für Neues und Veränderungen, interkulturelle Kompetenzen und Kommunikation, Konfliktmanagement)
- Überprüfung der Personalpolitik auf mögliche diskriminierende Maßnahmen und Vorgehensweisen, etwa genderneutrale Ansprache in Stellenanzeigen und leicht verständliche Fragen in Auswahltests
- Speisenangebot in der Kantine (vegan, koscher, vegetarisch)
- Gebetsräume
- Angebote für Mitarbeiter:innen mit Kindern
- Projekte in abteilungsübergreifenden Teams
- Individuell gestaltete Arbeitsplätze, etwa für Menschen mit Behinderung
Diversity Management im Unternehmen bringt Vorteile für beide Seiten
Indem Sie diese Maßnahmen kombinieren und zu einem strategisch geplanten Diversity Management vereinen, verschaffen Sie sich zahlreiche Vorteile – intern und am Markt, aber vor allem auch im Kampf um die besten Talente.
Dazu zählen beispielsweise:
- Eine enorme Steigerung der Innovationsfähigkeit durch viele unterschiedliche Denkweisen und Ideen
- Öffnung neuer Märkte durch ein breites Spektrum an interkulturellen Kompetenzen, zum Beispiel Sprachen
- Etablierung eines weltoffenen Firmenimages, das sich nicht nur gut auf internationale Kundschaft auswirkt, sondern auch eine Attraktivitätssteigerung im Hinblick auf junge Bewerber:innen mit sich bringt
- Hohe Wertschätzung und Mitarbeiterzufriedenheit, was wiederum zu einer langfristigen Bindung Ihrer Angestellten ans Unternehmen führt
- Schaffung einer offenen Unternehmenskultur, die attraktiv für vor allem junge Talente ist, die darauf Wert legen
- Aufbau von interkulturellen Kompetenzen zur Bewältigung zahlreicher Herausforderungen, die die zunehmende Globalisierung mit sich bringt
Wichtig ist: Damit Diversity Management gelingt, muss es von oben gelebt werden. Türkân Deniz-Roggenbuck, Journalistin, Diversity-Trainerin und Sozialmanagerin, ist überzeugt, dass „Diversity Management an der Führungsebene entschieden und nur dann auch authentisch getragen wird.“ Interessanterweise passt dazu auch eine McKinsey-Studie, die zeigt, dass Unternehmen mit einem diversen Top-Management erfolgreicher sind.
Beispiele: Unternehmen mit Diversity Management sind erfolgreicher
Die Volkswagen AG etwa setzt auf eine sehr vielfältige Belegschaft und beschäftigt beispielsweise im Stammwerk in Wolfsburg Mitarbeiter:innen aus über 100 Ländern. Mit dem Programm „Diversity Wins @ Volkswagen“ schult der Konzern zudem Führungskräfte, damit diese die Kultur weitertragen – weltweit haben bereits 83 Prozent daran teilgenommen.
Auch Siemens geht den diversen Weg. Ein spannender Ansatz des Mischkonzerns: Durch interne TV-Webshows zur Geschichte der sexuellen Diskriminierung und deren Verbreitung in sozialen Medien schafft das Unternehmen so Bewusstsein für das Thema und fördert eine inklusive Unternehmenskultur.
Diversity Management in der Personalauswahl berücksichtigt alle
Die Beispiele großer und kleiner Unternehmen sowie die positiven Studienergebnisse zeigen: Mithilfe von Diversity Management können Sie nicht nur eine Veränderung in der Struktur und Denkweise Ihres Unternehmens erzielen, sondern vor allem auch langfristig erfolgreicher werden.
Damit das gelingt, braucht es allerdings Zeit – der Weg zum Ziel ist ein langwieriger Prozess, der gut geplant werden muss.
Die konkrete Umsetzung von Diversity-Management-Maßnahmen ist dabei abhängig von den zeitlichen und finanziellen Ressourcen Ihres Unternehmens. Daraus folgt, dass das Diversity Management eines Großunternehmens wie Accenture (Consulting Director Stéphane Bonutto erklärt im Interview, wie der IT-Konzern seine Belegschaft divers aufstellt) meist anders aufgebaut ist, als das von kleinen und mittelständischen Unternehmen.
Prinzipiell ist es aber sinnvoll, wenn Sie sich an einen gewissen Rahmen halten. Die folgenden vier Schritte helfen dabei:
- Schaffen Sie Verantwortlichkeiten: Wählen Sie Mitarbeiter:innen aus, die Sie konkret mit der Durchführung des Diversity Managements betrauen. In großen Unternehmen gibt es zum Teil sogar ganze Abteilungen, die sich mit Diversity Management beschäftigen.
- Ermitteln Sie den Maßnahmenbedarf: Sammeln Sie Informationen zur Personalstruktur und befragen Sie Ihre Angestellten, um die derzeitige Integrationssituation zu ermitteln.
- Legen Sie Maßnahmen fest: Werden Sie konkret mit Ihren Planungen – denken Sie auch an einen Zeitplan zur Umsetzung.
- Kontrollieren Sie den Erfolg: Den Erfolg eines solchen langwierigen Prozesses zu ermitteln, ist nicht einfach. Dennoch gibt es einige Kennzahlen, die Ihnen helfen, die getroffenen Maßnahmen zu bewerten. Hierzu gehören zum Beispiel die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter:innen und auch der Kundschaft, die Vielfalt der Bewerber:innen zur Überprüfung, ob das Unternehmen auch von außen als „offen“ wahrgenommen wird, die Fluktuationsrate oder Befragungen nach Trainings.
Investieren Sie in Weiterbildungen im Diversity Management
Die Bedeutung von Diversity Management in Unternehmen nimmt also immer weiter zu. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass es Menschen braucht, die sich mit dem Thema bestens auskennen: Diversity & Inclusion Manager:innen
Diese Fachkräfte sind dafür verantwortlich, Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die Vielfalt und Inklusion im Unternehmen fördern. Mit immer mehr Vielfalt und der Wichtigkeit des Themas steigen auch die Anforderungen und nicht jede:r schüttelt das nötige Wissen aus dem Ärmel. Investieren Sie daher in Mitarbeiter:innen, die sich weiterbilden.
Es gibt mittlerweile zahlreiche spezialisierte Weiterbildungen, die Haufe Akademie beispielsweise bietet eine umfassende Weiterbildung zum oder zur Diversity & Inclusion Manager:in an.
Durch solche Qualifizierungsmaßnahmen stellen Sie als Arbeitgeber:in sicher, dass Ihre mit dem Diversity Management betrauten Angestellten über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten verfügen, um eine inklusive Unternehmenskultur erfolgreich zu etablieren und zu pflegen.
Fazit: Vielfalt war schon immer, ist und bleibt wichtig
Immer mehr Unternehmen sehen sich durch veränderte Bedingungen am Arbeitsmarkt zwangsläufig mit der Notwendigkeit eines gezielten Diversity Managements konfrontiert. Beim Blick auf die immer diversere Gesellschaft wird dieser „Trend“ vielmehr zum positiven Dauerzustand. Nutzen Sie die Chancen, die Ihnen diese Vielfalt bietet – und werden Sie so zu einem oder einer attraktiven Arbeitgeber:in.