Arbeitgeberbewertungen

Studie der WU Wien und IMC Fachhochschule Krems

Karriereseiten vs. Bewertungsplattformen: So nehmen Jobsuchende Informationen wahr

Jobsuchende informieren sich schon immer auf den Karriereseiten eines Unternehmens. Zudem nutzt über die Hälfte aller Jobsuchenden im DACH-Raum kununu für die Entscheidung über den künftigen Job. Eine Studie der WU Wien und IMC FH Krems zeigt, wie wichtig Arbeitgeberbewertungen und die ehrliche und authentische Selbstdarstellung auf kununu sind.

Im Kampf um die besten Talente und Fachkräfte werden Karriereseiten entscheidende Rollen zugesprochen. Unternehmen neigen dabei oft zu einer wenig authentischen Selbstdarstellung, wie die Studie „Club der Gleichen – Edition Stellenanzeigen“ zeigt.

Die Erhebung von Employer Telling analysiert die größten Unternehmen Deutschlands im Hinblick auf ihre Aktivitäten im Recruiting. Das Ergebnis: Arbeitgeber:innen verwenden die immer gleichen Buzzwords wie „weltweit“, „international“, „innovativ“, „Leidenschaft“ und „erfolgreich“. Über diese Begrifflichkeiten, zu diesem Ergebnis kommt die Studie, gelingt ebenso wenig wie mit austauschbaren Hochglanzfotos keine Differenzierung gegenüber Wettbewerber:innen.

Nicht nur die Karriereseite ist für Jobsuchende wichtig

Eine Analyse von Bitkom zeigt einen weiteren Baustein, der für die Entscheidungsfindung von Bewerber:innen zentral ist: Arbeitgeberbewertungen. Laut der Studie haben sich 47 Prozent der Befragten mindestens einmal bereits online über die Bewertung von Arbeitgeber:innen informiert, 44 Prozent geben an, dass die Bewertungen sie direkt bei ihrer Wahl des Unternehmens beeinflusst haben.

Diese bestehenden Erhebungen werden nun durch eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien in Zusammenarbeit mit der IMC Fachhochschule Krems ergänzt.

Studie der WU Wien und IMC FH Krems

Die beiden Bildungseinrichtungen erforschten unter anderem unter der Leitung von Dr. Katharina Pernkopf, wie sich die Darstellung von Unternehmen auf deren Karrierewebseiten und Bewertungsportalen auf die Attraktivität als Arbeitgeber:in auswirkt.

Dafür wurden drei Versuchsgruppen definiert:

  1. Proband:innen, die nur die Karriereseite eines Unternehmens betrachten
  2. Proband:innen, die nur die Arbeitgeberbewertungen sehen
  3. Proband:innen, die erst die Karriereseite und dann die Bewertungen einsehen

Die Methodik der Studie sah vor, dass alle Proband:innen zuerst einzeln befragt werden, um dann anschließend innerhalb ihrer Versuchsgruppe zu diskutieren. Laut Dr. Pernkopf waren die Erwartungen der Forschungsleiter:innen, dass sich die Ergebnisse zwischen der Einzel- und Gruppenbetrachtung unterscheiden.

Die Studie sollte weiter Antworten auf die Fragen liefern, welchen Effekt die verschiedenen Informationsquellen auf die Arbeitgeberattraktivität haben und welchen Mehrwert die Bewertungen von Arbeitgeber:innen den Jobsuchenden geben.

Bewertungen helfen Jobsuchende

Das Resultat der Studie ist laut Dr. Pernkopf im ersten Moment erwartbar, bei näherer Betrachtung allerdings erkenntnisreich und spannend.

Die Einzelbetrachtung innerhalb der drei Versuchsgruppen zeigt das erwartbare Bild:

  1. Die Proband:innen, die ausschließlich die Karriereseite eines Unternehmens unter die Lupe nehmen, gewinnen einen positiven Eindruck. Die Attraktivität der Arbeitgeber:in steigt.
  2. Die Proband:innen, die lediglich die Bewertungen der Arbeitnehmenden einsehen, entwickeln eher negative Assoziationen, was zu einer Senkung der Arbeitgeberattraktivität führt.
  3. Proband:innen, die sowohl die Karriere- als auch die Bewertungsseite sehen, werden negativ beeinflusst.

Bei den Unterhaltungen innerhalb der Peer Groups kommt es vor allem in der ersten Versuchsgruppe zu kritischen Diskussionen hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Karriereseiten. „Proband:innen diskutierten darüber, ob wirklich Arbeitnehmer:innen auf den Hochglanzbildern zu sehen sind oder doch nur Models“, erklärt Dr. Pernkopf die Gedankengänge der Versuchsteilnehmer:innen.

Ähnliche, kritische Auseinandersetzungen gibt es auch in der zweiten Gruppe. Bei der dritten Gruppe hingegen war im Diskussionsverlauf laut Dr. Pernkopf ein positiver Verlauf zu sehen. Arbeitgeberbewertungen in Kombination mit der Karriereseite werden als hilfreicher Mehrwert gesehen, der Transparenz schafft und einen Faktencheck ermöglicht. „Bewertungsportale bieten ungeschönte Einblicke, die für Jobsuchende für die Wahl von Arbeitergeber:innen mitunter wesentlich sind“, umreißt Dr. Pernkopf eine Erkenntnis der Studie.

Weitere Erfahrungen aus der Erhebung zeigen: Eine Ausgewogenheit bei Bewertungen ist wichtig, auch die souveräne Reaktion als Unternehmen darauf trägt positiv zur Wahrnehmung bei Bewerber:innen bei. Starke Kontraste zwischen den Bewertungen und Wahrnehmungen auf der Karriereseite hingegen irritieren. Aus Ihrer Sicht als Arbeitgeber:in bieten Bewertungen auf kununu die Chance, Ihren eigenen Auftritt und Ihre attraktive Wahrnehmung zu verbessern. Das sollte über eine Verbesserung der Qualität des Arbeitsplatzes geschehen, nicht über eine erhöhte oder verzerrte Selbstdarstellung auf der Karriereseite.

Wer das tut, riskiert den „Honeymoon-Hangover“. Der Begriff beschreibt das Phänomen, wenn neue Arbeitnehmer:innen tief beeindruckt sind von den Versprechungen auf Karriereseite & Co. – dann aber der Realität ins Auge blickend enttäuscht werden. Auf Honeymoon folgt Hangover. Gleichzeitig können solche vermeidbaren Fehleinstellungen spürbare Lücken in Budgetplanungen reißen.

„Eine realistische Jobpreview, sowohl auf der Stellenseite als auch auf dem Bewertungsportal, ist wichtig. So werden unnötige Kosten der Unternehmen und Frustration der Jobsuchenden vermieden und Wertevorstellungen auf beiden Seiten können in Einklang gebracht werden.“

— Dr. Katharina Pernkopf

Ausgewogene Bewertungen machen Arbeitgeber authentisch

Dr. Katharina Pernkopf fasst die Erkenntnisse der WU Wien wie folgt zusammen: „Eine realistische Jobpreview, sowohl auf der Stellenseite als auch auf dem Bewertungsportal, ist wichtig. So werden unnötige Kosten der Unternehmen und Frustrationen der Jobsuchenden vermieden und Wertevorstellungen auf beiden Seiten können in Einklang gebracht werden.“

Die Ergebnisse lassen sich in vier Empfehlungen für Sie als Arbeitgeber:in zusammenfassen:

  1. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter:innen dazu, ausgewogene Bewertungen abzugeben. Diese sollten differenziert verfasst werden und leisten so einen Beitrag zur Transparenz gegenüber potenziellen neuen Kolleg:innen. Nehmen Sie sich dieses Feedback zu Herzen.
  2. Nehmen Sie sich aktiv Zeit, Kommentare auf der Plattform zu sichten und konstruktiv zu beantworten. So schaffen Sie Transparenz und räumen etwaige Missverständnisse aus der Welt.
  3. Vermeiden Sie Fake-Reviews. Bewerber:innen haben ein Gespür für falsche Inhalte – diese sollten stets ehrlich, authentisch und aus erster Hand sein.
  4. Stellen Sie sich als Arbeitgeber:in differenziert auf kununu dar. Kopieren Sie nicht blind die Karriereseite, sondern nutzen Sie die Workplace Insights für Ihre ehrliche Darstellung gegenüber potenziellen Bewerber:innen.

„Egal, wie viel Geld in die eigene Karriereseite investiert wird – alle Bemühungen werden verhagelt, wenn die Arbeitgeberbewertungen nicht gut ausfallen. Der negative Effekt ist empirisch belegt“, ordnet Dr. Pernkopf die Wichtigkeit der Bewertungen ein.

Das vollständige Interview zur Studie mit Dr. Katharina Pernkopf können Sie hier im Video sehen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Weitere spannende Artikel

Arbeitgeberbewertungen

Reaktionen von Arbeitgeber:innen prägen Bewerbungsentscheidung 

Jede:r zweite Arbeitnehmer:in schließt aus der Art und Weise, wie Unternehmen auf kununu Bewertungen reagieren, eigene Rückschlüsse darauf, ob dieses für sie infrage kommt. Das ergab nun eine neue Studie.

Arbeitgeberbewertungen

Negative Arbeitgeberbewertungen – was passiert dann im Unternehmen?

Bei schlechten Bewertungen ist der Kontext entscheidend, sagt Gastautor Stefan Scheller. So sollten Unternehmen damit umgehen.