Entgelttransparenzgesetz: Was ist das? 

Gehälter im Nebel: Auskunftsanspruch bei Löhnen weitestgehend unbekannt  

„Entgelttransparenzgesetz – was ist das?”, fragen sich viele Deutsche. Wie eine neue kununu Umfrage ergab, wissen die meisten Bundesbürger:innen nicht, dass sie ein Recht auf Auskunft über Gehaltsstrukturen haben. 

Gehaltstransparenz ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer gesunden und produktiven Arbeitsumgebung. Arbeitnehmer:innen, die über die Gehaltsstrukturen ihres Unternehmens informiert sind, fühlen sich in der Regel wertgeschätzt und gerecht behandelt, was wiederum ihre Zufriedenheit und die Bindung zum:zur Arbeitgeber:in stärkt.  

Zudem tragen Open Salaries zu verringerter Diskriminierung bei und fördern die Geschlechtergleichstellung, indem sie potenzielle Gehaltsunterschiede aufdecken und die Grundlage für faire Vergütungspraktiken schaffen. Davon profitieren auch Arbeitgeber:innen im Rennen um die passenden Talente. „Ein faires und transparentes Entgelt für Frauen* und Männer stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und trägt dazu bei, die Potenziale von Beschäftigten besser auszuschöpfen”, so Unternehmensberaterin Dr. Simone Burel in ihrem kununu Gastbeitrag.  

Einen rechtlichen Rahmen für eine faire Entlohnung stellt das Entgelttransparenzgesetz, kurz EntgTranspG, dar. Was sich hinter dem Regelwerk verbirgt und welche Rolle es für deutsche Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen spielt, lesen Sie nachfolgend.  

Entgelttransparenzgesetz: Was ist das? 

Das Entgelttransparenzgesetz ist einfach erklärt eine rechtliche Regelung, die Arbeitnehmer:innen den Auskunftsanspruch über die Gehaltsstruktur in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeiter:innen gewährt. Das Gesetz wurde 2017 vom Bundestag verabschiedet, um die Transparenz in Gehaltsfragen zu verbessern und insbesondere Geschlechterungleichheiten bei der Bezahlung, den sogenannten Gender-Pay-Gap, zu bekämpfen. 

Wer muss einen Entgelttransparenzbericht machen? 

Kapitalgesellschaften, die der Lageberichtspflicht nach HGB unterliegen und mehr als 500 Beschäftigte haben, sind gemäß Entgelttransparenzgesetz dazu verpflichtet, alle fünf Jahre einen Bericht zur Gleichstellung und Entgeltgleichheit zu veröffentlichen. Dieser Bericht gibt Einblicke in die Gehaltsstrukturen und soll etwaige Ungleichheiten offenlegen. 

Entgelttransparenzgesetz: Auskunftsanspruch für Mitarbeitende

Gemäß dem Entgelttransparenzgesetz haben alle Beschäftigten in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden einen individuellen Anspruch auf Auskunft hinsichtlich der Gehaltsstruktur. Das bedeutet, dass sie Informationen über die Gehälter ihrer Kolleg:innen sowie Lohnlücken einfordern können.

Großteil der Arbeitnehmer:innen tappt beim Gehalt im Dunkeln

Obwohl das Entgelttransparenzgesetz schon seit Jahren in Kraft getreten ist, machen nur wenige Beschäftigte vom Auskunftsanspruch Gebrauch. Ein möglicher Grund dafür: Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi im Februar 2024, beauftragt von kununu, kennen von den insgesamt 1 058 Befragten nur zwölf Prozent die Möglichkeit, Informationen über die Gehaltsstruktur ihres Unternehmens zu erfragen. Davon haben acht Prozent bereits Auskunft über die Gehaltsstruktur ihres Unternehmens eingeholt.  

Die Unwissenheit über das Entgelttransparenzgesetz steht indes im Kontrast zum starken Interesse daran. Insgesamt bekunden 39 Prozent aller Arbeitnehmer:innen den Wunsch, eine solche Anfrage an ihre Arbeitgeber:innen zu richten. Insbesondere Frauen zeigen mit einer Quote von 48 Prozent ein signifikantes Interesse an Gehaltstransparenz, Frauen in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren machen hierbei sogar einen Anteil von 59 Prozent aus.  

Gender-Pay-Gap bleibt größte Herausforderung 

Dass das Entgelttransparenzgesetz einen dringend notwendigen Rechtsrahmen darstellt, zeigen nicht zuletzt die signifikanten Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Laut dem kununu Gehaltscheck 2024 und dem Statistischen Bundesamt lag der unbereinigte Gender-Pay-Gap im Jahr 2023 bei 18 Prozent. Heißt: Frauen verdienten 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Ein Missstand, der ein weit verbreitetes Bewusstsein findet. 

Denn wie die Umfrage weiter ergab, gehen beinahe neun von zehn Befragten davon aus, dass es geschlechterspezifische Gehaltsunterschiede gibt. Bemerkenswert: Nur ein Drittel der Proband:innen glauben, dass der:die aktuelle Arbeitgeber:in einen solchen Gender-Pay-Gap aufweist, wobei der Anteil unter den weiblichen Beschäftigten höher liegt. 

Für drei Viertel der Frauen ist Gehaltstransparenz wichtig. Ein Großteil der Beschäftigten, unabhängig von gesetzlichen Regelungen, wünscht sich mehr Einblick in die tatsächlichen Gehaltsverhältnisse der Unternehmen, wobei der Wunsch bei Frauen (74 Prozent) stärker ausgeprägt ist als bei Männern (51 Prozent). 

Fazit 

Das Entgelttransparenzgesetz ist ein wichtiges Instrument, um die Transparenz in Gehaltsfragen zu fördern und Diskriminierung bei der Bezahlung entgegenzuwirken. Jedoch ist seine Existenz und die damit verbundenen Rechte den meisten Beschäftigten unbekannt. Eine bessere Aufklärung und Sensibilisierung sind erforderlich, um sicherzustellen, dass Arbeitnehmer:innen ihre Rechte kennen und nutzen können, um für faire Gehaltsstrukturen einzutreten.  

Tragen Sie als Arbeitgeber:in Ihren Teil zur Förderung von Gehaltstransparenz bei und fordern Sie Ihr Team dazu auf, ihre Gehälter anonym auf kununu abzugeben. Dadurch schaffen Sie nicht nur eine starke Signalwirkung bei der Belegschaft, sondern erhöhen durch die Gehaltsangaben auf Ihrem kununu Arbeitgeberprofil auch den Cultural Fit bei der Suche nach passenden Talenten. Digitale Banner sowie Textvorlagen für Ihre Bewertungsaufrufe können Sie hier kostenlos herunterladen. 

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