Studie über Kündigungsgründe bei Arbeitnehmer:innen

Darum kündigt jede:r Zweite im ersten Jahr

Gekommen, um zu gehen: Laut einer aktuellen Studie von XING und Appinio hegt die Hälfte der Deutschen den Wunsch, bereits nach einem Jahr im neuen Job diesen wieder zu wechseln. Wir werfen einen Blick auf die Kündigungsgründe und beleuchten Möglichkeiten, wie Arbeitgeber:innen etwaige Fluktuationen eindämmen können. 

Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Lage durch die anhaltend hohe Inflationsrate bleibt die Entschlossenheit der deutschen Arbeitnehmer:innen, berufliche Veränderungen anzustreben, deutlich ungemindert. Die Ergebnisse einer von XING in Auftrag gegebenen Appinio-Umfrage, durchgeführt im Juli 2023 mit insgesamt 1000 Teilnehmer:innen ab 18 Jahren in Deutschland, werfen nun weitere alarmierende Signale auf. 

Nahezu 75 Prozent der Deutschen waren im Verlauf ihres beruflichen Werdegangs mit einer neuen Position unzufrieden. Bemerkenswert ist, dass die Hälfte der befragten Personen daraufhin im Verlauf der Probezeit oder zumindest innerhalb des ersten Jahres kündigten. Hierbei neigen Männer mit einem Anteil von ungefähr 52 Prozent tendenziell dazu, diesen Schritt häufiger zu gehen als Frauen (48 Prozent). 

Besonders ausgeprägt ist die Wechselbereitschaft bei den Angehörigen der Generation Y (geboren zwischen den frühen 1980ern und späten 1990ern), die kurz nach Aufnahme einer neuen Anstellung eine klare Entscheidung treffen. Mit einem Anteil von 58 Prozent zeigen sie die höchste Neigung zur Kündigung innerhalb der ersten zwölf Monate im Vergleich zu anderen Generationen. 

Auch die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen (Generation Z) erkennt frühzeitig Gründe für die Kündigung und zeigt eine deutliche Affinität für Veränderungen. Insgesamt geben 48 Prozent der Gen Z-Angehörigen an, den Wunsch zu haben, ihren Job zu kündigen. Dies entspricht einer Steigerung um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Generationen ab 50 Jahren (Babyboomer und Generation X) hingegen ist der Drang nach Veränderung kaum spürbar: Lediglich drei Prozent haben konkrete Pläne für einen Wechsel, und weniger als ein Fünftel (19 Prozent) zeigt Offenheit für eine neue berufliche Herausforderung. Auch hinsichtlich der Kündigungsgründe zeigen sich Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen. 

Welche Kündigungsgründe gibt es? 

Die Gründe für die Kündigung von Arbeitnehmer:innen sind keineswegs überraschend: 43 Prozent aller Befragten nennen ein unzureichendes Gehalt und die Unzufriedenheit mit der Führungskraft des Unternehmens als entscheidende Faktoren. Lediglich 25 Prozent der Angestellten geben an, mit ihrer direkten Führungskraft vollständig zufrieden sind.  

Weitere Ursachen für die hohe Fluktuationsrate sind eine als unpassend empfundene Teamkultur (34 Prozent), Unzufriedenheit mit den Arbeitsaufgaben (34 Prozent) und ein zu hoher Stresslevel im Job (30 Prozent). Insbesondere Letzteres resultiert häufig in Überstunden, die von 26 Prozent der Befragten ebenfalls als Kündigungsgrund genannt werden. In den meisten Fällen führt eine Kombination verschiedener Faktoren zum Job-Exodus. Im Durchschnitt gaben die Befragten drei Auslöser für ihre Entscheidung an.  

Geschlechtsspezifisch betrachtet geben Männer besonders oft ein zu niedriges Gehalt als Kündigungsgrund an (49 Prozent), während Frauen vor allem Unzufriedenheit mit ihrer Führungskraft (43 Prozent) oder eine schlechte Teamkultur (35 Prozent) als Motivation für den Wechsel nennen. Bei der Generation Z sind – häufiger als bei älteren Beschäftigten – ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (50 Prozent im Vergleich zu 34 Prozent der Babyboomer) sowie Unzufriedenheit mit der Teamkultur (40 Prozent im Vergleich zu 26 Prozent der Babyboomer) Kündigungsgründe im ersten Jahr. Ein gemeinsamer Nenner zwischen den Generationen ist die Unzufriedenheit mit der Führungskraft, die für rund 46 Prozent aller Altersgruppen ein Anlass für die Kündigung ist. 

Vorzeitige Trennung wird nicht bereut 

Die Kündigung nur wenige Monate nach Beginn eines neuen Jobs bedauern die meisten nicht. Etwa 80 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass ihre Entscheidung nicht verfrüht war. Besonders Frauen sind sich dieser Überzeugung sicher (85 Prozent im Vergleich zu 75 Prozent der Männer). Die Tatsache, dass ein erneuter Wechsel für zahlreiche Arbeitnehmer:innen die richtige Entscheidung war, wird auch durch die Angabe von 91 Prozent der Befragten unterstrichen, die in ihrem anschließenden Job zufriedener sind. 

Warnsignale für Kündigung frühzeitig erkennen und gegensteuern

Die zunehmende Anzahl vorzeitiger Kündigungen in neuen Beschäftigungsverhältnissen hat sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber:innen weitreichende Konsequenzen. „Der erneute Rekrutierungs- und Einarbeitungsprozess bedeutet für beide Seiten zusätzlichen Aufwand und erhöhte Kosten. Die Beeinträchtigungen durch unpassende Besetzungen haben volkswirtschaftlich betrachtet negative Folgen, die vermieden werden können“, so Dr. Julian Stahl, Experte für den Arbeitsmarkt bei XING. Den Cultural Fit zu finden und somit die Voraussetzungen zu einem längerfristigen Arbeitsverhältnis zu schaffen, obliegt dabei beiden Parteien.  

Zum einen trägt die authentische Darstellung der Unternehmenskultur, der Werte und der Arbeitsweise auf kununu dazu bei, dass potenzielle Mitarbeiter:innen ein realistischeres Bild davon bekommen, ob sie langfristig zur Organisation passen. Diese Transparenz legt den Grundstein für gesteigerte Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter:innen. Denn diejenigen, die bewusst eine Stelle wählen, die ihren Erwartungen und Werten entspricht, neigen eher dazu, im Unternehmen zu bleiben. 

Zum anderen ruft Stahl auch die Talente dazu auf, in dieser Hinsicht aktiv zu werden. Sie sollten ihre Bedürfnisse und Vorstellungen bereits während des Bewerbungsprozesses klar formulieren, um zu zeigen, welche Faktoren für sie bei potenziellen Arbeitgeber:innen von Bedeutung sind. „Je präziser Jobsuchende darüber informiert sind und vor allem kommunizieren können, welche Faktoren ihnen bei einem potenziellen Arbeitgeber wichtig sind, desto besser können sie sowohl fachlich als auch kulturell zu den Unternehmen passen.“ 

 

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