the female factor

Warum wir Führung neu denken müssen

Gastbeitrag von Mahdis Gharaei und Tanja Sternbauer

„Statistiken zeigen, immer mehr CEOs stillen ihre Babys im Büro.” Die meisten von uns müssen Sätze wie diesen mehrfach lesen. Ein CEO, der stillt? Wie geht das denn? Ups, ja - kann ja auch eine Frau sein!

Fakt ist, viele von uns denken bei einer Führungskraft immer noch an den weißen Mann im Anzug - streng, dominant, unnahbar. Dieses Bild ist jedoch bei weitem nicht mehr zeitgemäß, und entspricht auch nicht der Art von Führung, die unsere Welt heutzutage braucht.

In Zeiten von Pandemie, Krieg und Rezession ist die Last auf den individuellen Schultern der Manager:innen groß. In der aktuellen Gallup-Studie zum Arbeitsstand in Europa geben 80 Prozent der Mitarbeiter:innen an, dass sie ihre Produktivität als niedrig empfinden, und 40 Prozent sind täglich von Stress und Sorgen geplagt. Um derartige Themen zu adressieren, bedarf es ganz bestimmten Leadership-Skills, über die in unserer heutigen Geschäftswelt leider noch immer viel zu wenig gesprochen und nachgedacht wird. Es ist also allerhöchste Zeit, hier etwas zu verändern.

Status quo – wie divers ist Führung?

Zehn Prozent der Fortune Global 500 Unternehmen haben weibliche CEOs. Blicken wir nach Österreich, so sind auch im Jahr 2023 nur rund zehn Prozent der Geschäftsführungen in Österreich von Frauen besetzt. Es gibt also noch einen erheblichen Bedarf an mehr Diversität in unseren Führungsetagen. In einigen Ländern wurden bereits Fortschritte erzielt, indem politische Maßnahmen wie Quotenregelungen oder Diversity-Initiativen eingeführt wurden, um den Zugang zu Führungspositionen für unterrepräsentierte Gruppen zu verbessern. Eine zunehmende Zahl von Unternehmen erkennt die Bedeutung von Vielfalt und Inklusion und setzt sich aktiv für eine diversere Führungsebene ein. Durch die Förderung von Chancengleichheit und die Schaffung inklusiver Arbeitsumgebungen können Unternehmen dazu beitragen, dass diverse Talente erkannt und gefördert werden, was letztendlich zu einer vielfältigeren globalen Führungskultur führt.

the female factor: Führung damals und heute

Früher wurde Führung hauptsächlich als hierarchische Autorität betrachtet, bei der Entscheidungen von oben nach unten weitergegeben wurden. Führungspersonen wurden oft als Einzelkämpfer angesehen, die Befehle gaben und Kontrolle über ihre Mitarbeiter:innen ausübten. Heute hingegen wird Führung zunehmend als eine kooperative und teamorientierte Praxis betrachtet. Es geht um Kommunikation, Zusammenarbeit und die Förderung des Engagements der Mitarbeiter:innen. Der Fokus liegt auf Empathie, offener Kommunikation und der Fähigkeit, andere zu inspirieren und zu motivieren. Statt autoritär zu sein, konzentrieren sich moderne Führungskräfte darauf, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeiter:innen ihr volles Potenzial entfalten können. Die heutige Führung setzt auf Ermächtigung und Teilhabe, um Synergien zu schaffen und gemeinsame Ziele zu erreichen.

Leadership-Qualitäten der Zukunft

Eigenschaften wie Authentizität, Empathie und Anpassungsfähigkeit sind zwar schon seit längerem ein „nice to have”, mittlerweile sind sie aber eher zu einem. Must-Have für Führungskräfte geworden. Studien zeigen, dass vor allem weibliche Führungskräfte in dieser neuen „Ära von Führung” einen Vorteil haben, da sie statistisch gesehen diese notwendigen Leadership-Skills oft intuitiv mitbringen.
Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen hierbei:

  • Empathie: Frauen bringen oft ein hohes Maß an Empathie mit, was es ihnen erleichtert, sich in die Lage anderer hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Dies kann helfen, effektiver zu kommunizieren und Teams besser zu motivieren.
  • Kommunikation: Frauen können sich oft gut ausdrücken sowie komplexe Ideen klar und prägnant vermitteln. Sie sind in der Lage, Konflikte durch Gespräche zu lösen. Eine klare und effektive Kommunikation ist Schlüssel zur guten Führung.
  • Zusammenarbeit: Frauen sind oft sehr gut darin, ein Umfeld zu schaffen, in dem Zusammenarbeit gefördert wird, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Sie können verschiedene Perspektiven und Meinungen integrieren und Konflikte in Teams besser lösen.
  • Coaching: Frauen haben oft ein natürliches Talent, andere zu motivieren und zu inspirieren, und können dies nutzen, um Mitarbeiter:innen zu coachen und ihre Leistung zu verbessern.
  • Selbstreflexion: Frauen neigen dazu, sich selbst zu reflektieren und ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. Dies kann ihnen helfen, ihre Führungsfähigkeiten zu verbessern und ein besseres Verständnis für sich selbst und ihre Teams zu entwickeln.

Letztendlich kann aber jede:r, unabhängig vom Geschlecht, diese essentiellen Führungsqualitäten erlernen. Great leaders are made, not born.

Die Zukunft der Führung wird von Vielfalt, Empathie und Innovation geprägt sein und erfordert eine Neubetrachtung des herkömmlichen Verständnisses von Leadership. Die Initiative „Leadership:Redefined“ von the female factor setzt genau hier an, indem sie jene Führungskräfte in den Vordergrund rückt, die für eine neue, vielfältige Ära von Leadership stehen. Heutige und zukünftige Führungskräfte haben die Möglichkeit und die Verantwortung, aufzuklären, zu inspirieren und zu motivieren. Indem wir diversen Vertreter:innen eine Plattform und eine Stimme geben, können wir das veraltete Vorurteil in den Köpfen der Menschen neu definieren und aktiv die Zukunft der Arbeit gestalten. Dies betrifft uns alle und eröffnet Chancen für eine gemeinsame Weiterentwicklung.

Führungskräfte die im Zuge der Initiative portraitiert werden sollen, können hier nominiert werden: https://www.neweraofleaders.com/nominate


Foto: © GoldenHour Pictures
the female factor-Gründerinnen Mahdis Gharaei und Tanja Sternbauer
Foto: © GoldenHour Pictures

Mahdis Gharaei

Mahdis ist leidenschaftliche Verfechterin von Diversität & Inklusion in der Wirtschaft. Ihr TEDxtalk „the largest pool of talent in business: women” wurde über 40.000 Mal angesehen. Bevor sie „the female factor" gründete, war sie über sieben Jahre lang eine der jüngsten und einzigen weiblichen General Manager eines internationalen Luftfahrtunternehmens in Österreich und arbeitete im Nahen Osten, Europa und den USA. Sie gründete ihr erstes Unternehmen im Alter von 23 Jahren und hatte auch Führungspositionen in gemeinnützigen Organisationen wie dem World Affairs Council, AustrianStartups und Female Founders inne.

Tanja Sternbauer

Tanja ist Serial Entrepreneur, wurde ausgezeichnet als „Female Rolemodel in Europa" und zählt zu den 100 einflussreichsten Unternehmerinnen Österreichs. Tanja ist Co-Founderin und Co-CEO von „the female factor”, einer in 75 Ländern aktiven Karriere-Plattform für die nächste Generation an weiblichen Führungskräften. Das Unternehmen führt Europa’s erste Job-Plattform für weibliche Fachkräfte und berät Brands wie Google, BCG und LinkedIn im Bereich Diversity, Equity & Inclusion und Employer Brand und unterstützt diese in der Executive Search und der Mitarbeiter:innen Retention. Vor der Gründung von the female factor war Tanja Managing Partner von Startup Live, dem führenden europäischen Acceleration-Programm und Präsidentin und Gründerin der Non-Profit-Organisation „Female Founders“. Tanja hat einen Bachelor-Abschluss in Entrepreneurship und gründete im Alter von 25 Jahren ihr eigenes Startup HeyBeauty, ein Planungstool für Beauty-Termine. Geboren und aufgewachsen in Österreich, mit Stationen in Thailand, den USA, in Deutschland und der Schweiz, zog Tanja 2019 nach Tel Aviv, Israel. 

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