Graue Wolken über dem deutschen Arbeitsmarkt. Die Stimmung von Arbeitnehmer:innen trübt sich ein, wie der kununu Zufriedenheits-Atlas 2023 ergab. Doch es gibt auch Lichtblicke und Überraschungen in den Ergebnissen der bundesweiten Umfrage.
Inflation, Fachkräftemangel und Rezession: Die Zeichen im deutschen Arbeitsmarkt stehen auf Sturm. Die von Unsicherheit geprägte Wirtschaftslage schlägt sich auch negativ in der Zufriedenheit von Arbeitnehmer:innen nieder. Das spiegeln die Ergebnisse des kununu Zufriedenheits-Atlas 2023 wider, für die über 286.000 kununu Bewertungen analysiert wurden.
Bewertungsgegenstand bei der Untersuchung bildet der kununu Score, der bei einer Abgabe von vier (gut) bis fünf (sehr gut) Sternen in eine prozentuale Angabe umgerechnet wurde. Heißt: Wenn beispielsweise ein Zufriedenheitswert von 100 Prozent ermittelt wurde, dann bedeutet das, dass 100 Prozent der Arbeitnehmenden insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden sind, also ihre:n Arbeitgeber:in mit vier oder fünf Sternen bewertet haben.
Die Daten für den kununu Zufriedenheits-Atlas wurden für zwei Zeiträume erfasst: 2021/2022 (vom 01.09.2021 bis zum 31.08.2022) und 2022/2023 (vom 01.09.2022 bis zum 31.08.2023). In der Umfrage wurden dabei nur Bewertungen von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeiter:innen berücksichtigt, Bewertungen von Bewerber:innen und Auszubildenden wurden hingegen nicht einbezogen.
Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg an der Spitze, Berlin verliert an Glanz
Bayern und Baden-Württemberg haben sich an die Spitze des Zufriedenheitsrankings katapultiert, trotz eines allgemeinen Rückgangs der Zufriedenheit in diesen Regionen. Die Arbeitnehmer:innen in diesen beiden Bundesländern haben weiterhin Grund zur Freude. Mit Zufriedenheitswerten von 56,9 Prozent und 56,2 Prozent sind sie die glücklichsten in Deutschland. Hamburg kommt zwar aufgerundet auf 56,2 Prozent, belegt aber aufgrund eines geringen Prozentrückstandes den dritten Platz. Deutlich Federn gelassen hat Vorjahresprimus Berlin. Die Hauptstadt hat im Vergleich zum Vorjahr 3,4 Prozentpunkte an Zufriedenheit verloren und fällt somit auf den vierten Platz zurück.
Dagegen kämpfen Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt mit niedrigen Zufriedenheits-Werten unter 50 Prozent und bilden das Schlusslicht in der Rangliste. Brandenburg ist mit einem Verlust von 0,8 Prozentpunkten und einem Gesamtwert von 49,8 Prozent auf Platz 14 geblieben, Thüringen verlor 1,5 Prozentpunkte und befindet sich mit 48,9 Prozent auf Platz 15. Sachsen-Anhalt hat mit einem Zufriedenheitsverlust von 1,8 Prozentpunkten den traurigen Titel des unzufriedensten Bundeslandes inne, was einem Wert von 48,8 Prozent entspricht.
Branchen im Wettstreit: Personalwesen & Beschaffung führt, Druck/Verpackung auf dem letzten Platz
Im Branchenvergleich zeigt sich, dass Arbeitnehmer:innen in Unternehmen aus dem Bereich Personalwesen und Beschaffung die zufriedensten sind, mit einem beeindruckenden Zufriedenheits-Index von 75,7 Prozent. Auf dem zweiten Platz finden sich Arbeitnehmer:innen in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung mit 73,9 Prozent. Die IT-Branche rundet die top drei mit einem Wert von 70,7 Prozent ab.
Hingegen sind die Arbeitnehmenden in den Branchen Nahrungsmittel/Landwirtschaft (45,1 Prozent), Chemie (45,1 Prozent) und öffentliche Verwaltung (44,7 Prozent) eher unzufrieden. Trotz eines deutlichen Zufriedenheitszuwachses von 3,6 Prozentpunkten ist die Branche Druck/Verpackung mit 44,5 Prozent auf dem letzten Platz gelandet.
Zufriedenheits-Atlas zeigt Herausforderungen und Chancen für Arbeitgeber:innen
Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Volatilität sind die Ergebnisse der Umfrage ein realistisches Stimmungsbild, das Unternehmen als richtungsweisenden Kompass für sich nutzen sollten. „Die Zahlen des kununu Zufriedenheits-Atlas 2023 unterstreichen die herausfordernde Phase, in der sich die Wirtschaft und der deutsche Arbeitsmarkt befinden. Grundsätzlich spiegeln die Zufriedenheitswerte die Wirtschaftskraft der jeweiligen Bundesländer recht akkurat wider ”, sagt Nina Zimmermann, CEO von kununu.
Trotz, oder gerade aufgrund der herausfordernden Phase ermutigt Zimmermann deutsche Unternehmen dazu, die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen durch ein positives Arbeitsumfeld in den Fokus zu rücken. „Auf individueller Ebene bieten Krisenzeiten Unternehmen auch Chancen. Ich rate Arbeitgeber:innen: Seien sie gerade jetzt mutig und fortschrittlich und priorisieren Sie Ihre Unternehmenskultur. So gewinnen Sie das Vertrauen ihrer Belegschaft und können die interne Zufriedenheit steigern.“